Auswertung der ersten Online-Bürgerbefragung
Aufgrund der Gefährdungssituation durch den neuartigen Coronavirus haben wir die Bürgerinformation zum Projekt „Automatisierter Shuttlebus in Stolberg“ online über die Plattform sli.do durchgeführt. An dieser Stelle möchten wir ausdrücklich festhalten, dass es ursprünglich unser festes Ziel war, diese Veranstaltung persönlich durchzuführen. Wir werden selbstverständlich, sobald es wieder möglich ist, die nächsten Veranstaltungen persönlich durchführen. Damit werden die Anwohner*innen ohne Internetanschluss nicht ausgeschlossen und in den Dialog eingebunden.
Zusätzlich zu dieser o.g. Umfrage wurden die Informationen zum Projekt auf www.as-nasa.ovgu.de, in Stolberg als Aushang sowie im Stolberger Fernsehen veröffentlicht.
Während der zweiwöchigen Informationsphase (23.03.2020 - 05.04.2020) haben sich insgesamt 67 Personen auf der Plattform sli.do angemeldet, um sich zu informieren und beteiligen. An der Umfrage haben sich 27 Personen beteiligt.
Die Umfrage bestand aus sechs Fragen, von denen vier als Multiple-Choice-Fragen gestaltet wurden. Auf die fünfte Frage konnten die Teilnehmer*innen mit ihren Anregungen und Meinungen zum Projekt als Text antworten, während bei der sechsten Frage Schlagwörter zum Projekt abgefragt wurden.
Grundsätzlich zeigen die Meinungen und aber vor allem die Anregungen und Vorschläge zum Projekt, die bei der fünften Frage genannt wurden, dass das Projekt interessant ist und überwiegend positiv gesehen wird. Beispielsweise wird von einem „spannenden“ Projekt gesprochen, dass „unbedingt durchgesetzt“ werden soll. Exemplarisch sind hierfür auch weiterführende Ideen zu nennen. So wird vorgeschlagen, den Pilotbetrieb des automatisierten Shuttlebusses gemeinsam mit der Fahrt einer Postkutsche zu vermarkten. Die Verknüpfung des ältesten und neuesten Verkehrsmittels in Stolberg wäre sicherlich in Deutschland einmalig. Ein weiterer Vorschlag zielt darauf ab, dass Hotels mit dem Shuttlebus für sich werben könnten.
Es gibt aber auch unterschiedliche Meinungen vor allem in Bezug auf den Nutzen dieses Projektes. Beispielsweise wird zwar der Einsatz eines Bürgerbusses als wünschenswert betrachtet, aber er solle nicht „autonom“ fahren. Hinter der Anmerkung steckt die Befürchtung, dass der Verkehr in der Stadt Stolberg aufgrund der langsamen Geschwindigkeit des Fahrzeuges beeinträchtigt wird. Deshalb wird von einigen Stimmen der Nutzen des Projektes hinterfragt. Dem entgegen erhoffen sich allerdings auch viele Teilnehmer*innen einen großen Nutzen durch das Projekt. Mehrmals wurde vorgeschlagen teilweise Fahrverbote für den Durchgangsverkehr einzuführen, um Lastkraftwagen und den Motorradverkehr zu regulieren. Weitere Ideen gab es bezüglich Parkverbote, die vor allem Touristen ermutigen sollen, am Stadtrand zu parken und mit dem Shuttlebus in die Stadt zu fahren. Beide Vorschläge hätten den positiven Nutzen, dass Schadstoffemissionen reduziert, der Geräuschpegel minimiert und vor allem die Attraktivität der Stadt Stolberg als Luftkurort weiter erhöht werden.
Diese Meinungen spiegeln sich auch bei der Auswertung der Multiple-Choice-Fragen wieder. Bei der ersten Frage sollten die Teilnehmer*innen drei Aspekte des Shuttle-Projekts nennen, die nach Ihrer Meinung am positivsten für Stolberg sind (siehe Abbildung 1). Den Antworten zu Folge ist es sehr positiv für Stolberg, dass das Projekt AS-NaSA ein innovatives Projekt mit hoher Aufmerksamkeit ist (73 %). Gleichzeitig wird sich davon auch ein zusätzliches Mobilitätsangebot für die Touristen in Stolberg erhofft (69 %). Weiterhin wird die Verbesserung der Mobilitätssituation insbesondere für ältere Menschen und eine Reduzierung des PKW-Verkehrs in Stolberg als sehr positiv erachtet (jeweils 54 %). Die weiteren Antwortmöglichkeiten wie der Testlauf eines dauerhaften Angebots in Stolberg, die allgemeine Verbesserung des ÖPNV-Angebots in Stolberg und die bessere Anbindung vom Schloss werden weniger positiv erachtet. Abschließend ist zu erwähnen, dass eine höhere Sicherheit auf der Straße kein besonderes Argument für die Einführung eines automatisierten Shuttlebusses zu sein scheint (8 %).
Frage 1: Welche drei Aspekte des Shuttle-Projekts sind nach Ihrer Meinung am positivsten für Stolberg?
Abbildung 1: Auswertung Frage 1
In der zweiten Frage wurde nach den zu vermeidenden Auswirkungen gefragt, die auf keinen Fall bei der Durchführung des Pilotbetriebes resultieren sollten (siehe Abbildung 2). Für die Teilnehmer*innen ist es am wichtigsten, dass der Berufsverkehr wie bspw. Linienbusse, Krankenwagen und Geschäftsanlieferungen) nicht beeinträchtigt wird (64 %). Aber auch für Fußgänger und Radfahrer, die sich an dem schönen Stadtbild erfreuen, sollen keinesfalls beeinträchtigt werden. Dieses Ergebnis deckt sich mit den Anmerkungen zum Nutzen des Projektes. Dass es keine Fahrverbote in der Stadt geben sollte, ist im Vergleich mit den Vorschlägen der Anwohner*innen etwas überraschend (jeweils 52 %). Bei genauerer Betrachtung ist jedoch zwischen Fahrverbote für Durchgangsverkehr und Fahrverbote für Anwohner*innen zu unterschieden. Letztere wird es definitiv nicht geben. Am wenigsten wichtig werden Beeinträchtigungen für den Privatverkehr und Parkverbote angesehen (jeweils 36 %). Dies stützt die Idee Parkverbote einzuführen, wobei auch hier zwischen Touristen und Anwohner*innen unterschieden werden muss.
Frage 2: Welche Auswirkungen Projekts befürchten Sie, die auf keinen Fall bei der Durchführung des Pilotbetriebes resultieren sollten?Abbildung 2: Auswertung Frage 2
Anhand der Auswertung der dritten Frage zeigt sich die positive Stimmung zum Projekt. Die Teilnehmer*innen sollten sich entscheiden, ob sie aktuell in einen automatisierten Shuttlebus einsteigen würden. Laut der Auswertung würden dies nach jetzigem Stand 85 % der Personen tun (siehe Abbildung 3).
Frage 3: Würden Sie aktuell in einen automatisierten Shuttlebus einsteigen?
Abbildung 3: Auswertung Frage 3
In der letzten Frage sollten die Teilnehmer*innen die aus ihrer Sicht bedeutendsten Vorteile eines automatisierten Shuttlebusses nennen (siehe Abbildung 4). Analog zur ersten Frage werden die geringen Schadstoffemissionen (77 %), ermöglicht durch den elektrischen Antrieb des Shuttlebusses, und die Erhöhung der Mobilität für die ältere Bevölkerung (62 %) als bedeutendste Vorteile von automatisierten Shuttlebussen genannt. Darüber hinaus werden sich nach Meinung der Teilnehmer*innen die PKW-Fahrten durch die Einführung von automatisierten Shuttlebussen verringern (42 %). Ebenfalls identisch zur ersten Frage wird die höhere Sicherheit durch die fortschrittlichere Technik als geringster Vorteil angesehen (8 %).
Frage 4: Welches sind aus ihrer Sicht die bedeutendsten Vorteile eines automatisierten Shuttlebusses?
Abbildung 4: Auswertung Frage 4
Über diese allgemeine Stimmungsabfrage hinaus, haben viele Teilnehmer*innen Meinungen und Vorschläge für mögliche Streckenführungen und für die Umsetzung während des Pilotbetriebes eingebracht.
Wie die Teilnehmer*innen richtig festhalten, müssen die Lage der Stadt und die Verkehrsführung in der Stadt besonders beachtet werden. In Stolberg gibt es viele enge Straßen, es gibt wenig Ausweichmöglichkeiten und die Fachwerkhäuser müssen geschützt werden. Deshalb wird gefordert, dass die Anwohner*innen ausreichend informiert und bei einer Entscheidungsfindung bezüglich der Pilotstrecke beteiligt werden. Dies haben wir bereits zugesichert und werden wir nochmal verstärkt beachten. Darüber hinaus gibt es Vorschläge, dass die Orte Hainfeld und Rottleberode zeitweise in den Fahrplan mit aufgenommen werden. Alternativ zu Stolberg wurde auch eine Strecke vom Parkplatz Auerberg zum Josefskreuz vorgeschlagen. Die Vorschläge werden geprüft und im weiteren Projektverlauf mit berücksichtigt.
Für die Umsetzung des Pilotbetriebes wird es als wichtig erachtet, dass ein zuverlässiger Ein- und Ausstieg sowie eine einfache Handhabung, insbesondere für die älteren Anwohner*innen, sichergestellt werden. Hierzu zählen u.a. die notwendige Bewegungsfreiheit von Rollstühlen oder Rollatoren im Fahrzeug und auf den schmalen Haltestellenbereichen/Fußwegen in Stolberg. Die Idee, dass keine festen Haltestellen in Stolberg installiert, sondern einen Betrieb auf Abruf eingeführt werden sollte, ist zweifelsfrei innovativ aber schwierig in der ersten Phase umzusetzen.
Abschließend sind die wichtigsten Assoziationen zum automatisierten Shuttlebus in Abbildung 5 zusammengefasst. Abbildung 5: Wortwolke zum automatisierten Shuttlebus